Donnerstag, 25. August 2016

Bei uns zuhause

Bei uns zuhause verändern sich die Regeln immer wieder. Je nach Alter und Möglichkeit hat jeder seine eigenen Regeln. Also von den Kindern.
Als wir klein waren war alles ziemlich einfach. Wir durften jeden zweiten Tag um 18:00 Uhr eine halbe Stunde etwas auf dem Fernseher oder eine Videokassette anschauen. Später als ich dann in die erste Klasse kam wurde diese Zeit dann um eine weitere halbe Stunde verlängert. Im Grunde genommen war das gut so. Einfach meine Eltern mussten an diesen "Videotagen" ungefähr ab 17:00 Uhr alle fünf Minuten die Frage:"Wenn isch sechsi?", beantworten.
Diese Regelung blieb dann für lange Zeit so, wurde aber etwas lockerer. Wir durften dann auch mal ausserhalb dieser festgelegten Zeiten an den Computer oder ähnliches.
Dann kamen die Ipods. Meine Brüder bekamen jeweils einen in der 5. Klasse. Ich wollte keinen, denn ich hatte gerade  für die Bezirksschule einen alten Computer meines Vaters geschenkt bekommen.
Die erste paar Monate durften wir frei und unabhängig entscheiden wie lange wir was auf unseren Geräten machen. Meine kleinen Brüder bekamen für ihren Internetzugang noch eine Alterssperre aber sonst gab es keine Regeln. Irgendwann in der Hälfte der 6. Klasse haben wir dann eine System eingeführt, dass verhindern sollte, dass wir nichts mehr für die Schule tun. Wir hatten ein Medienkontingent. Das heisst jeder von uns hatte für die Woche eine bestimmte Anzahl Stunden zu gute, die wir mit gamen, im Internet, vor dem Fernseher oder ähnlichem verbringen durften und mussten das dann einfach einhalten. Zur Hilfe, und einem kleinen Mass an Kontrolle, gab es ein Blatt, auf dem wir jeweils aufschreiben konnten wie lange wir die jeweilige Beschäftigung ausgeübt haben und am Schluss der Woche sollten wir dann genau auf die Zeit kommen die uns zustand. Bei mir waren das 11 bei meinem kleinen Bruder 9 und bei dem Jüngsten von uns 7 Stunden.
Ich denke das System an sich war sehr gut, aber leider fingen wir an zu lügen und unsere Medienzeit zu überschreiten. Unsere Eltern waren, Verständlicherweise, enttäuscht und haben sozusagen zur letzten Massnahme gegriffen. Sie kamen uns das Internet weg. Nicht die ganze Zeit, aber für den Großteil des Tages.
Am Morgen vor der Schule, am Mittag und am Abend vor dem zu Bett gehen, hatten wir noch Internet, sonst nicht. Viele würden das jetzt schlimm finden und reklamieren, aber es war ziemlich hilfreich. Man konnte sich viel besser auf Hausaufgaben konzentrieren und endete sich wieder mehr seinen anderen Hobbys zu. Auch das Lernen fiel viel leichter ohne die ständige Ablenkung, die die Geräte schaffen.
Inzwischen habe ich wieder die ganze Zeit Internet. Meine Eltern denken dass ich die Verantwortung jetzt selbst tragen soll und ich "selbst Schuld" bin, wenn ich mal vergesse zu lernen oder so etwas. Meine Brüder haben immer noch das System mit dem Ausschalten von Internet und ich denke, dass das so auch Sinn ergibt. Irgendwann sollten sie auch selbst einschätzen können wie lange es Sinnvoll ist im Internet etwas zu tun, doch das System ist ihnen nur hilfreich dabei es zu lernen. Ich denke das Regeln im Gebrauch von Medien generell Sinnvoll sind und man auch welche aufstellen sollte. Natürlich muss jede Familie oder jeder für sich selbst wissen welche Regeln er braucht und niemand kann bestreiten, dass die Medien schnell grosse Probleme hervorrufen können und einen sehr schnell bei wichtigen Vorhaben ablenken.

2 Kommentare:

  1. Wow. Ich finde es wirklich sehr bewundernswert wie ihr das gelöst habe und vor allem auch, dass du positiv damit umgehst!

    AntwortenLöschen
  2. Wow auch meinerseits. Sie stellen die erzieherischen Maßnahmen Ihrer Eltern und Ihre Entwicklung sowie die Ihrer Brüder knapp, ehrlich und schnörkellos dar, ein sehr interessanter Eintrag. Die Selbstdisziplinierung ist eine schwierige Sache, das kann vermutlich jede(r) bestätigen, insofern ergibt es Sinn, was Sie über den sanften bis konsequenten Zwang durch Ihre Eltern sagen. Ich selbst bin mir nur allzu bewusst, wie lange die tage sein müssten, damit ich auch zu den nichtelektronischen Tätigkeiten komme, die mir wichtig sind – oder die mir wichtig sein sollten. Wie schwierig ist es dann für Kinder, die sich noch in einem ganz anderen Entwicklungsstadium befinden. Es fragt sich natürlich auch, ob und wie stark solche Maßnahmen die Beziehung zwischen den Eltern und den Kindern belastet. Oder man müsste sagen: Wie muss eine Familie gebaut sein, damit sie solche Regelungen überstehen, ohne dass es zu Brüchen kommt.

    AntwortenLöschen